Der Leistungsträger - Blog

Egal, wie es dazu kam: Wer neu als Geschäftsführer angestellt wird, muss nahezu zwangsweise bis dato gänzlich unbekannte Herausforderungen bewältigen. Die gute Nachricht: Sie stehen nicht allein da. Im Geschäftsführer-Coaching analysieren wir Ihre Situation – und erarbeiten eine Strategie, die Sie Schritt für Schritt stimmige Entscheidungen treffen lässt. Wie das konkret aussehen kann, zeige ich Ihnen in diesem Beitrag an einem konkreten Fallbeispiel aus meiner Coaching-Praxis. Sie lesen, wie

Die Ausgangssituation: endlich Geschäftsführer

Marc L. ist seit vielen Jahren in einem gestandenen mittelständischen Unternehmen erfolgreich tätig. Nun sucht der Inhaber – ein charismatischer Typ – einen Nachfolger. Zunächst extern, doch irgendwie läuft es nicht so, wie er sich das vorstellt.

Schließlich fällt sein Blick doch auf Marc L., der einer seiner engsten Vertrauten ist, sehr loyal und in seiner Arbeit sehr gut. Der Inhaber ist davon überzeugt, dass er das Unternehmen in seinem Sinne fortführen würde. Nach langen Verhandlungen ist es so weit: Marc L. ist endlich Geschäftsführer. Er kann im übernächsten Monat starten.

Suche nach einem professionellen Sparringspartner

Marc L. freut sich auf die neue Herausforderung und es schmeichelt ihm, dass er ausgewählt wurde, doch es ist ihm auch mulmig zumute. Eine professionelle Unterstützung wäre gut. Kurz entschlossen sucht er im Netz nach „Führungskräfte Coaching“ – und ist von der Informationsfülle erschlagen. Erst eine Person aus seinem Netzwerk gibt ihm den entscheidenden Tipp: „Ruf die Happich an, das ist genau die, die du jetzt brauchst.“ Marc L. zögert zunächst, doch die Zeit bis zum Start in der neuen Position wird langsam eng – und er meldet sich bei mir.

Neu als Geschäftsführer: Das Coaching beginnt

Marc L, gerade neu als Geschäftsführer abbestellt, erzählt mir die ganze Geschichte und schwärmt von seinem Unternehmen: „Das ist wirklich toll, sehr werteorientiert, sehr loyal, wir arbeiten hier alle mit Herzblut.“ Und er macht klar: „Wir wollen den Preiskampf da draußen nicht mitspielen, wir wollen werteorientiert agieren. Aber im letzten Jahr waren eine Menge Entscheidungen zu treffen und ein paar Projekte stehen auf der Kippe, es ist dringend eine Umstrukturierung notwendig. Ja, und in dieser Situation kann, soll, darf ich die Geschäftsleitung übernehmen. Eine spannende Aufgabe, aber ich habe auch – wenn ich ganz ehrlich bin – ganz schön Manschetten. Packe ich das? Ich kann ja mit niemandem über meine Zweifel und Ängste reden, die erwarten jetzt Klarheit und Ausrichtung. Und es muss alles auch noch schnell gehen…

Schritt 1: Situation analysieren

Wir vereinbaren sehr kurzfristig den ersten Termin, denn eins ist klar: Der Druck muss einfach raus, und dann brauchen wir auch einen Überblick, wie die nächsten Schritte aussehen könnten. Ich frage ihn nach seinem Ziel:

Ich möchte, dass die Kollegen mir eine Chance geben. Dass sie sich mir gegenüber angstfrei äußern, und dass wir eine Aufbruchstimmung für eine neue gangbare Zukunft erreichen.

Wir analysieren, was bisher geschah und wie die Stimmung aktuell ist: Gerüchte liegen im Raum, es herrscht große Unruhe. Wir schauen uns die „Schlüsselspieler“ und auch die einzelnen Interessen an. Mein Klient war über Jahre hinweg sehr erfolgreich in der zweiten Reihe. „Mein Chef hat sehr auf mich gehört, insbesondere dann, wenn es um die zwischenmenschlichen Themen ging. Aber wie wird es jetzt sein, wenn ich selbst in der ersten Reihe stehe?

Marc L. macht sehr klar, dass er sich einen echten Sparringspartner wünscht und auch Wert legt auf meine Meinung. Er will gerade nicht alles allein erarbeiten, sondern tatsächlich in dieser Situation auch ganz konkrete Vorschläge, Hinweise, Tipps und Tricks von mir. Auch wenn das vielleicht coachinguntypisch ist. Es geht ihm darum, so schnell wie möglich handlungsfähig zu werden.

Schritt 2: Pragmatische Umsetzungsstrategien entwickeln

Also los: Das Coaching für den neu als Geschäftsführer angestellten Marc L. beginnt. Schon im ersten Schritt geht es darum, pragmatische Umsetzungsstrategien zu erarbeiten:

  • Wir gehen die Vorstellungen des Klienten durch.
  • Wir hinterfragen, klopfen auf Umsetzbarkeit ab und werden sehr konkret.
  • Unter anderem erarbeiten wir einen kurzfristigen Fahrplan für die nächsten zwei Wochen.
  • Wir klären: Wie kann Marc L. mit dem Noch-Chef, den ehemaligen Kollegen und auch den Mitarbeitern umgehen?

Ich biete dem neuen Geschäftsführer an, in dieser Situation sehr zeitnah für ihn erreichbar zu sein. Er wünscht sich eine „Optimal-Betreuung“.

Im Moment hilft es mir sehr, dass ich mich melden kann, sobald die Hütte brennt und die Unsicherheit sich wieder meldet. Ob ich es dann nutze oder nicht, ist ja zweitrangig. Aber es tut gut zu wissen, dass ich immer einen Verbündeten an meiner Seite habe. Ich habe das Gefühl, ich gehe zwar meinen Weg, aber ich habe immer noch einen ‚Schutzengel‘ an meiner Seite, oder ein Netz, das im Zweifelsfall da ist. Das hilft mir gerade jetzt enorm.

Schritt 3: Entscheidungen vorbereiten, hinterfragen, prüfen

Beim nächsten Termin berichtet der neue Geschäftsführer davon, was sich in der neuen Rolle für ihn geändert hat:

Ich hätte nie gedacht, dass das so viel mit mir macht, diese gefühlte Verantwortung, diese hohen Erwartungen von außen an mich. Die anderen sehen mich wie so eine Art ‚Messias‘, nach dem Motto ‚Der wird das schon richten.‘ Das ist emotional schon was ganz Anderes als in der zweiten Reihe wie bisher, das habe ich echt unterschätzt.

Marc L. wird zunehmend klar: Er hat jetzt niemand mehr, auf den er Dinge, die letztlich zu entscheiden sind, abschieben kann. Das merkt er sehr deutlich: Nun ist er selbst die letzte Instanz und muss alle Entscheidungen verantworten.

Meine Aufgabe im Coaching ist jetzt vor allem, immer wieder abzuklopfen, ob die Ideen und Wege für das Unternehmen, für die Unternehmensphase und für den neuen Geschäftsführer „stimmig“ sind. Er begreift zunehmend, wie wichtig es ist, dass er voll und ganz hinter seinen Entscheidungen steht. Manchmal fällt es dem frisch gebackenen Geschäftsführer gar nicht so leicht, hier klar und eindeutig Stellung zu beziehen. Noch identifiziert er sich nicht zu hundert Prozent mit der neuen Rolle. Jetzt gilt es Entscheidungen vorzubereiten, zu hinterfragen, auf Sinn und Stimmigkeit zu überprüfen. Und einen Weg zu finden, wie

  • die Gespräche mit den Betroffenen zu führen sind,
  • die Meetings einberufen werden,
  • Ideen für eine Umstrukturierung generiert werden,
  • dann entschieden wird,
  • unangenehme Entscheidungen verkündet werden etc.

All dies natürlich in rasend schnellem Tempo, denn die Zeit drängt.

Schritt 4: Souveränität erlangen, stimmige Entscheidungen treffen

Wir arbeiten eine ganze Weile zusammen. Marc L. findet immer mehr in seine neue Rolle, fängt an zu gestalten, zu entwickeln, zu verändern, was zu verändern ist. Und zu bewahren, was zum Kern des Unternehmens gehört. Der Funke springt auf die Mannschaft über, sie ziehen mit. Manche – interessanterweise die, die er als eher schwierig und wenig konstruktiv empfand – fühlen sich nicht mehr wohl im Unternehmen und kündigen. Doch das sieht Marc L. gar nicht mehr als Bedrohung, sondern eher als Entlastung. Und obwohl auch in dieser Branche gute Leute sehr schwer zu finden sind, stehen die nächsten vielversprechenden Bewerber schon vor der Tür.

Dabei hat mein Klient einige für ihn ganz grundlegende Punkte erkannt:

  • Stimmige Entscheidungen: Macht er das, was für sein Unternehmen stimmig ist, kommt auch der Erfolg. Selbst dann, wenn manche Dinge und Entscheidungen zunächst vollkommen ungewöhnlich klingen mögen.
  • Operativ neue Wege gehen: Der komplett ineffiziente internen Vertrieb muss anderen Vertriebswegen weichen.
  • Gute Mitarbeiter erkennen und nutzen: Er weiß nun, wie er die Ideen seiner Mannschaft gut integrieren kann, wo er tatsächlich „Säulen“ im Unternehmen hat, die seine Philosophie und die Ausrichtung des Unternehmens teilen und unterstützen. Solche Mitarbeiter, die im Sinne des Unternehmens mitdenken und agieren und in ihren jeweiligen Bereichen auch Verantwortung übernehmen, hat er in seiner neuen Position erst so richtig zu schätzen gelernt: „Mit dieser Unterstützung sind eben auch große Herausforderungen leichter meisterbar.

Natürlich ist das alles kein Hexenwerk und fällt wie zufällig vom Himmel. Das weiß mein Klient auch – und doch formuliert er fast poetisch: „Alles wirkt mit einem Male so einfach, als hätte es so sein müssen… Ich genieße die Chance, etwas bewegen zu können und auch zu sehen, wie die gesäten Samen aufgehen und ich beim Wachsen zuschauen kann. Die Verantwortung schreckt mich jetzt nicht mehr, weil ich sie quasi als Beiwerk des Gestaltens sehe.

Fazit: Neu als Geschäftsführer – und trotzdem unbeschwert

Marc L. ist dankbar für meine Unterstützung. Obwohl er immer noch recht neu als Geschäftsführer ist, fühlt er sich wie von einer Last befreit:

„Es ist schon faszinierend, welche Kraft und Zuversicht es gibt, wenn ich hier in aller Offenheit meine ‚Baustellen‘ besprechen kann. Ich fühle mich viel sortierter, manchmal habe ich sogar das Gefühl einer Absolution, dass ich eben nicht alles allein schaffen muss. Ich fühle mich sehr entlastet. Und was mir total gut gefällt: Wir kanalisieren immer wieder, was wirklich wichtig ist und was jetzt dringend erledigt werden muss. Ich bin jetzt viel klarer, habe eine Orientierung, und meine Meinung ist stabil und nicht so nebulös wie am Anfang.“

So ein Feedback tut natürlich gut, und es motiviert mich für meine Arbeit als Executive Coach jeden Tag neu, wenn ich solche Fortschritte live begleiten darf.

Sie hören lieber?

Hier geht es zur passenden Podcast-Folge in meinem Podcast „Leben an der Spitze“:
„Endlich Geschäftsführer – und jetzt?“ | NEU ALS CHEF #16

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sind Sie ebenfalls neu als Geschäftsführer oder C-Level angestellt worden? Und erkennen sich in Marc L. teilweise wieder? Dann kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de! Gemeinsam erarbeiten wir im Coaching eine auf Sie abgestimmte Strategie.

Bild: Kampus Production / Pexels

Executive-Coach Gudrun Happich schreibt auch bei
CIO Magazine
Harvard Business Manager